Mit feierlichem Ernst und fröhlicher Ausgelassenheit hat die Stadt Krefeld am Sonntag, dem 01.10.23, ihren 650. Geburtstag gefeiert. Mehr als 700 geladene Gäste kamen zum offiziellen Festakt in das Seidenweberhaus, wo Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, die sich zuvor ins Goldene Buch der Stadt eingetragen hatte, die Festrede hielt. Kommunalministerin Ina Scharrenbach übermittelte die Grüße der NRW-Landesregierung. Im Anschluss ging die Feier im Stadttheater mit der Ballettaufführung „Seide – Band –Bandoneon“ und in der Mediothek mit einem Chorkonzert des „Vocaal Ensemble Quint“ aus Venlo und einem Ständchen der Delegation aus der englischen Partnerstadt Leicester weiter. Ihren krönenden Abschluss fand die Veranstaltung zu später Stunde auf dem Von-der-Leyen-Platz, wo die Festgäste gemeinsam das eindrucksvolle 3D-Videomapping zur Samt- und Seidengeschichte auf der Rathausfassade erlebten.
Man erinnerte sich an den 1. Oktober 1373, als Kaiser Karl IV. in Prag eine Urkunde unterzeichnet, die aus einem Dorf am Niederrhein eine Stadt machte. In dem Schriftstück, das heute im Hauptstaatsarchiv in Düsseldorf aufbewahrt wird, ermächtigte der Kaiser den Grafen Friedrich von Moers, seinen Krefelder Besitz mit Gräben, Mauern, Türmen und Toren zu sichern. Der Moerser Landesherr verfolgte damit finanzielle und territorialpolitische Interessen.
Bereits 1361 durfte in der „villa creinvelt“ ein Jahr- und Wochenmarkt abgehalten werden. Ein erster Schritt, um letztlich das Stadtrecht und somit die Festigung der „Herrlichkeit Krefeld“ zu erreichen. Das Misstrauen gegenüber dem mächtigen Nachbarn in Kleve mag die Ursache des Bestrebens gewesen sein, den Moerser Besitz zu sichern. Nach dem Abschluss eines für ein Jahr gültigen Friedensvertrages Anfang September 1373 mit dem Grafen von Kleve begaben sich Johann von Moers, der Vormund des Grafen Friedrich von Moers, und jener selbst nach Prag. Johann von Moers stand seit 1370 in enger Beziehung zu Karl IV. Der Graf hatte dem Kaiser bei finanziellen Problemen hilfreich zur Seite gestanden und durfte nun auf dessen Gunst hoffen.
Der Aufenthalt in Böhmen sollte sich für die Moerser lohnen: Karl IV. erhob das Dorf zur Stadt. Das Befestigungsrecht wurde an erster Stelle in der Urkunde erwähnt und unterstrich so die Bedeutung dieses Punktes. Ferner erlaubte der Kaiser, dass in Krefeld fortan vom Sonnenuntergang am Samstag bis Sonnenaufgang am Montag ein Markt abgehalten werden durfte. Wie andere Bürger im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation erhielten die wenigen Krefelder nun die gleichen Rechte, Privilegien und Pflichten. Im Gegensatz zu anderen Stadterhebungsurkunden von Karl IV. fällt in der Krefelder Urkunde der Passus zur Erhebung eines Wegegeldes in Höhe eines alten Turnoser Groschen auf. Dieses sollte zur Verbesserung und Befestigung der Stadt dienen und von jedem dem Warentransport dienenden oder zum Verkauf bestimmten Pferden erhoben werden. Die Urkunde schloss mit einer Strafandrohung von 1000 Goldmark gegen Zuwiderhandelende, eine ungewöhnlich hohe Androhung.
Der Aufenthalt in Böhmen bescherte den Moerser Herren nicht nur die Erhebung Krefelds zur Stadt, sondern sicherte ihnen weitere Rechte. Am 30. Oktober 1373 verlieh Karl IV. dem Grafen Friedrich von Moers unter anderem das Recht, in Krefeld zwei Jahrmärkte zu veranstalten. Diese sollten jeweils sieben Tage dauern und Anfang Februar und Mitte Juni stattfinden.
Die Umsetzung der Stadtrechte vollzog sich allerdings nicht so rasch. Zwei Jahre später bezeichnete Friedrich von Moers Krefeld immer noch als Dorf. Erst in einem Vertrag aus dem Jahr 1392 wird unterschieden zwischen Krefeld Stadt und dem Land, der „Herrlichkeit“ um die Stadt. Die Burg Krakau, in den Sümpfen etwa 800 Meter östlich der Stadt zum Schutz der Herrlichkeit angelegt, wird 1406 erstmalig erwähnt. Lange Zeit wurde der Burg eine höhere Bedeutung zugeschrieben als dem kleinen Ackerbürgerstädtchen. In mancher Urkunde steht gar die Bezeichnung „Herrlichkeit Krakau“. Der Burgname hat übrigens wohl nichts gemein mit der polnischen Stadt. „Krakau“ bezeichnet vielmehr einen Ort, wo sich Krähen aufhalten und nisten, eine Krähenklaue oder -käfig. Diese Deutung passt auch zu dem Ursprung des Namens Krefelds als Krähenfeld.
Die Stadt Krefeld erhielt in den folgenden Jahren nach der Stadterhebung eine Mauer, Gräben und Stadttore. Die Maueranlage fiel jedoch nicht sehr groß aus. Die mannshohe Backsteinmauer schreckte vielleicht „fahrendes Volk“ ab, aber einer Armee hätte die Sicherungsanlage kaum Widerstand geleistet. Die Mauer diente wohl in erster Linie dazu, den Warenfluss in und aus der Stadt zu regeln und auf diese Weise Gebühren und Abgaben zu kassieren. Die Grundrisse der Stadttore nach Hüls und Fischeln sind heute im Straßenpflaster auf dem Neumarkt bzw. an der Ecke Rhein- und Friedrichstraße zu sehen. Außerdem ist vis-a-vis der Dionysiuskirche der Verlauf der Stadtmauer eingefasst.
Karl, dem Krefeld seine Stadtrechte verdankt, war das Kind einer folgenreichen dynastischen Verbindung. Durch sie kam das luxemburgische Grafenhaus zu den reichen böhmischen Kronlanden und übertrug seine französische Bündnispolitik ins östliche Mitteleuropa. Der siebenjährige Kronprinz, der eigentlich Wenzel hieß, wurde am französischen Königshof auf den Namen Karl gefirmt, erhielt König Karl IV. von Frankreich zum Paten, Karl den Großen zum Namenspatron und Pierre Roger (später Papst Clemens VI., 1342–52) zum Erzieher. Das alles formte ihn lebenslang. Seit derselben Zeit mit der Prinzessin Blanka von Valois in einer Kinderehe verbunden, wurde Karl 1330 im Stammland Luxemburg ein Jahr von seinem Großonkel EB Balduin von Trier in deutsche Verhältnisse eingeführt. Er ging als Friedenskaiser des Heiligen Römischen Reiches in die Geschichtsbücher ein