Beethoven am Beckenrand, Wotan an der Wasserrutsche, so etwas soll Wirklichkeit werden: Das Krefelder Stadttheater wird im Sommer 2027 auf dem Gelände des Bockumer Freibads stattfinden, damit das Stammhaus saniert werden kann. Aufführungen finden dann auf dem nordöstlichen Teil des Freibadgeländes in einem Theaterzelt statt. „Dies ist ein wichtiger nächster Schritt für eine erfolgreiche Sanierung unseres Stadttheaters“, wird Oberbürgermeister Frank Meyer, der als Dezernent auch für die Kultur zuständig ist, einer Mitteilung der Pressestelle zitiert. „Denn das Haus wird sein Publikum nur halten können, wenn es weiterhin an zentraler Stelle mitreißendes Theater anbieten kann. Wir müssen jetzt die Weichen stellen, damit auch während der Sanierungsphase der Vorhang zuverlässig hochgeht.“

Der ebenfalls auf dem Gelände ansässige Bockumer Golfclub, mit dem die Stadt für November ein vertiefendes Gespräch vereinbart hat, wird bitte während der Sanierungsphase auf einen Teil seines Geländes verzichten. „Sport und Kultur haben in Krefeld ein gutes und zum Teil freundschaftliches Verhältnis“, so Sportdezernent Markus Schön in dem erwähnten Text. „Das erleichtert solche Gespräche. Wir gehen hier auch nicht von besonders starken Beeinträchtigungen aus. Das Gelände ist ja groß genug.“ Auf die geplante Sanierung des Badezentrums Bockum hat die Ersatzspielstätte auf dem Gelände keine Auswirkungen: Beide Projekte können unabhängig voneinander realisiert werden.
Die im Rat vertretenen Parteien wurden am 30. Oktober unterrichtet. Bereits im November sollen Angebote von Unternehmen eingeholt werden, die sowohl Planung als auch Umsetzung der Maßnahme übernehmen können. Nach Prüfung des Bauantrags sollen die Arbeiten nach Ende der Freibadsaison im Herbst 2026 beginnen. Neben dem Zelt werden auch Container für den Backstage-Bereich und Toiletten aufgestellt. Der Innenausbau beginnt Anfang 2027, damit die Ersatzspielstätte pünktlich zur Spielzeit 2027/2028 in Betrieb gehen kann. Parallel startet dann auch die Sanierung im Stadttheater. Aktuell ist die Genehmigungsplanung abgeschlossen und wird beim ZGM intern geprüft. Die Gewerke sollen passend gebündelt und dann ausgeschrieben werden.
„Wir haben uns die Zeltlösung, die derzeit am Theater Altenburg-Gera im Einsatz ist, im Vorfeld angesehen und sind alle sehr angetan von den vielfältigen Möglichkeiten“, erklärt Generalintendant Michael Grosse. „Es ist bemerkenswert, dass diese Interimsspielstätte sowohl technisch bestens geeignet ist als auch eine stimmige Atmosphäre bietet, die unser Publikum im Theater erwartet. Ich bin überzeugt, dass hier – wie im ‚Theater auf Zeit‘ auf dem SWK-Gelände vor gut 15 Jahren – ganz besondere Theaterabende entstehen können.“
Die Sanierung und Erweiterung des denkmalgeschützten Theaters war im Dezember 2024 mit breiter Mehrheit vom Krefelder Stadtrat beschlossen worden. Das Gebäude soll von Juli 2027 bis Juli 2030 umgebaut und für seine zukünftige Nutzung ertüchtigt werden, vor allem in den Bereichen Bühnen- und Haustechnik sowie Brandschutz. Zudem soll ein Anbau an der Gartenstraße entstehen, unter anderem mit neuen und größeren Proben- und Werkstatträumen. Die Kostenberechnung für das gesamte Bauvorhaben einschließlich Theaterzelt beläuft sich auf € 154 Millionen.