Krefelds Haus der Bildung vereint als deutschlandweit erstes Projekt eine inklusive Ganztagsgrundschule, eine Kindertageseinrichtung (Kita), einen Kindertagespflegestützpunkt, die Schulsozialarbeit und ein gemeinsames Familienzentrum in einem Gebäude. Das entsteht zur Zeit an der Hofstraße. Diese Konstellation soll insbesondere einen reibungslosen, stabilen Übergang von der Kita in die Schule begünstigen und begreift den frühkindlichen Bildungsweg von null bis zehn Jahren ganzheitlich. Im Idealfall kann ein Kind hier in der Gruppe der Kindertagespflege oder in einer der beiden Kita-Nestgruppen beginnen und das Haus der Bildung Jahre später nach der vierten Klasse verlassen.
Als Kerstin Schmidt-Gutmann die fertig gestellte Realität mit der Planung auf ihrem Handy abgleicht, sind ihre Gesichtszüge etwas skeptisch. Dann lösen sie sich, sie nickt zufrieden. In dieser Szene steht sie mit ihrer Kollegin Sonja Löhmann inmitten einer Großbaustelle und bestaunt ihre Umgebung. Der wohltemperierte Kita-Bereich zeugt vom rasanten Fortschritt der Bauarbeiten; die Fußbodenheizung wärmt die Arbeiter an kalten Wintertagen bei ihrer Arbeit. In der Luft ist der typische Duft frischer Wandfarbe. Demnächst wird hier ihre die neue Arbeitsstätte der beiden Damen sein, das Haus der Bildung. Dessen Übergabe an die Stadtverwaltung ist auf den 25. Juli datiert, sodass das Schuljahr 2025/2026 dort beginnen kann.
Ein Kernziel dieser neuartigen Einrichtung sit die enge Anbindung der Eltern durch das Familienzentrum. „Unser Haus soll eine Anlaufstelle für Familien sein. Deshalb werden wir ein breites Spektrum an Unterstützungs- und Bildungsangeboten zur Verfügung stellen. Neben einem Elterncafé sind bereits Deutschkurse, Krabbelgruppen, Kreativangebote oder Kochkurse in Planung“, wird Sonja Löhmann zitiert. Darüber hinaus soll das Haus der Bildung auf den ganzen Sozialraum ausstrahlen. Dazu dient eine Turnhalle für den Vereinssport auch als Veranstaltungsstätte des Hauses in der bis zu 300 Personen Platz finden.
Seit November vergangene Jahres steht mit Sonja Löhmann und Kerstin Schmidt-Gutmann die Gesamtleitung der innovativen Bildungseinrichtung fest. Im Haus der Bildung treffen mit der Kindertagesbetreuung als kommunale Jugendhilfeeinrichtung auf der einen und dem Primarschulbereich als Landesinstitution auf der anderen Seite zwei Rechtskreise aufeinander. Das bedeutet: unterschiedliche rechtliche Grundlagen, unterschiedliche Bildungs- und Erziehungsaufträge, unterschiedliche administrative Zuständigkeiten. Die beiden müssen das nun miteinander verbinden.
Seit 1991 verabschiedet Sonja Löhmann jedes Jahr Kinder aus der Kita ins Schulleben. Die 55-Jährige ist gelernte Erzieherin, studierte Bildungs- und Sozialmanagement und hat bisher vier verschiedene Krefelder Kitas und Familienzentren geleitet. „Nicht gut laufende Übergänge von der Kita in die Schule verringern die Bildungschancen von Kindern zum Teil deutlich. Mit dem Haus der Bildung möchten wir diese Phase so professionell und gut gestalten, dass das Gegenteil bewirkt wird: die Erhöhung von Bildungschancen“, meint Sonja Löhmann.

Auch Schulleiterin Kerstin Schmidt-Gutmann hat sich früh dem Übergang vom Elementar- in den Primarbereich verschrieben. Zusammen mit der Hochschule Niederrhein hat sie vor Jahren ein freiwilliges psychomotorisches Bewegungsangebot entworfen, das Kinder sukzessive mit dem Schulstart vertraut macht. Auch deshalb war die 54jährige von Beginn an Teil der Planungsgruppe für das Haus der Bildung. Die Dame leitet seit 2023 die Grundschule an der Westparkstraße. Mit dem Umzug dieser Schule ins Haus der Bildung geht nicht nur eine räumliche, sondern auch konzeptionelle Änderung einher.
Zum Schuljahr 2025/2026 wechselt die Grundschule ins jahrgangsübergreifende Lernen, zunächst mit zehn Klassen. In den beiden darauffolgenden Jahren stockt sie auf zwölf auf. In diesem Konzept, das auch einige andere Krefelder Schulen verfolgen, fallen klassische Jahrgangsstufen weg. Kinder aller Altersstufen bilden Klassen, wenngleich das Modell durch Fachunterricht ergänzt wird, das sich an den spezifischen Kompetenzen der Schüler orientiert.
Die Kita im Haus der Bildung mit 105 neuen Plätzen folgt einem offenen Modell. Die Räume werden nach unterschiedlichen Themen und Aktivitäten gestaltet, etwa als Atelier oder Handwerksraum. Die Kinder können ihren Spielbereich frei wählen. Die pädagogischen Fachkräfte bieten eine individuelle Förderung, die auf die spezifischen Bedürfnisse jedes Kindes abgestimmt ist. Der Blickpunkt liegt mehr auf dem Entwicklungsstand als auf dem Alter.

Löhmann und Schmidt-Gutmann dirigieren einen komplexen Gesamtprozess, der ohne Erfahrungswerte auskommen muss. Für die Grundschule ist es überdies eine Operation im laufenden Betrieb. Rund fünf Monate vor der Übergabe bedeutet das Stress, schönen Stress. Löhmann und Schmidt-Gutmann funktionieren dabei als einmütiges Duo. „Es ist ein großes Glück, dass wir sehr ähnlich ticken und unsere pädagogischen, aber auch menschlichen Haltungen gut miteinander harmonieren“, lautet eine Aussage von Kerstin Schmidt-Gutmann.
Wie sehr der Stadt dieses Projekt am Herzen liegt, artikuliert der Stadtdirektor. Markus Schön:„Wir können uns sehr glücklich schätzen, dass wir mit Sonja Löhmann und Kerstin Schmidt-Gutmann eine fachlich hervorragende und darüber hinaus so engagierte Gesamtleitung gewinnen konnten.“ Auch die Schulverwaltung begleitet den Prozess von Beginn an v, ist u.a. für die Ausstattung mitverantwortlich, die im Haus der Bildung grundlegend neue Standards. Die Stadtverwaltung hat ein Video anfertigen lassen, das einen viralen Rundgang auf der Baustelle ermöglicht: https://www.youtube.com/watch?v=vveAMVhjpiM
Quelle: Krefeld Presse und Kommunikation, von wo auch die Fotos stammen