Was Krefeld mit Moers verbindet

Die Feierlichkeiten anlässlich des Jubiläums, 650 Jahre Stadt Krefeld, lassen natürlich den Blick auf das schweifen, was am Anfang war. Um das herauszufinden haben sich Carmen Gallas und Stefan Kronsbein verdient gemacht. Ihre Forschung haben sie in der Übersicht „Stadt, Land, Fluss – Die Gewässer in Krefeld um 1373“ zusammengefasst, die in der neuesten Ausgabe des  Krefelder Jahrbuchs „Die Heimat“ (erscheint November 2023) erscheint. Sie fanden z.B. heraus, dass die „Moerse“, ein Wasserlauf, damals innerhalb des mittelalterlichen  Siedlungskern entsprang. „Von ihr hat die Stadt Moers ihren Namen“, so Kronsbein.

Der Ursprung ist Papier, wie so ein Bild entsteht, zeigen: (v.l.) Archivleiter Dr. Olaf  Richter, Autorin Carmen Gallas und Autor Stefan Kronsbein, Fotograf: Dirk Jochmann ©, 47807 Krefeld

Es benötigt schon reichlich Fantasie, um sich ein Bild von der Siedlung von vor 650 Jahren vorzustellen. Das gilt insbesondere für die direkt umgebende Landschaft. Was sahen die Einwohner, wenn sie 1373 vor die Tore ihrer gerade zur Stadt erhobenen Ortschaft gingen? Nach Osten endete die Siedlung an der heutigen Mennoniten-Kirch-Straße. Wer dort stand und nach Osten blickte, schaute über die Kante von der Mittel- auf die Niederterrasse auf eine dichte Busch- und Waldlandschaft mit zahlreichen Feuchtgebieten, enstanden von der Ostverlagerung des Rheins. In der Ferne sah der Betrachter vielleicht den Strom, sicher aber Kirchtürme aus Siedlungen im heutigen Uerdingen und Linn.

Die Hochstraße bildet noch heute mit fast 40 m über Normalnull den höchsten Punkt in der Innenstadt. Die Angerhausenstraße zwischen Hoch- und Königstraße schlängelt sich immer noch seltsam untypisch. Ihre Trasse entspricht wohl dem Verlauf einer Rinne. „Das ist der Beginn der Moerse“, so Kronsbein. Wohl gespeist von Grund- und Regenwasser mündete der Wasserlauf von der heutigen Angerhausenstraße zunächst in die Gräben von Burg Krakau vor der Stadt, um von dort Richtung Bismarckplatz und Hohenzollernstraße weiterzufließen. Das Wasser dieser Rinne wurde später in einem kleinen, offenen Kanal über die Rheinstraße umgeleitet.

Hier haben Gallas und Kronsbein eine Lithographie aus den 1820er Jahren im Stadtarchiv entdeckt, die jenen Kanal mit kleinen Querungen zeigt. Erst mit dem Kanalbau in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verschwand das gänzlich unter die Erde. Und damit endete wohl auch erst die Gefahr. Denn in die – zudem mit Unrat gefüllten  – innerstädtischen Rinnen fielen immer mal wieder Kinder hinein und auch Erwachsene, die vielleicht nicht ganz bei Trost waren.

Bislang vermutete man die „Quelle“ der Moerse um Burg Krakau. Alte Stadtpläne und vor allem die Darstellung der historischen Gewässer auf der Grundlage der siedlungsgeschichtlichen Karte von Felix Rütten und Albert Steeger aus dem Jahr 1931 stützen nun die These von Gallas und Kronsbein.

Auf dem Weg der Moerse zum Rhein gab es in Bockum zudem einen Zusammenfluss. „Eine schwach ausgeprägte Rinne, die im Bereich Germaniastraße Ecke Kaiserstraße beginnt und bogenförmig Richtung Jentgesallee und Deußstraße verläuft, könnte der natürliche Ursprung des Moersbachs sein“, so Kronbeins. Von der Deußstraße vorbei an Haus Zwingenberg, Haus Traar nach Moers-Kapellen, das Stadtgebiet von Moers querend endete der Gewässerlauf letztlich bei Ossenberg im Rhein.

Ihre Schlüsse stützen Gallas und Kronsbein wiederholt auf Schilderung aus dem 19. Jahrhundert. Denn die Landschaft des Mittelalters „verschwand“ erst in diesem Zeitraum mit dem Wachstum der Stadt und der damit einhergehenden Bebauung.

Bis dahin habe sich das Gebiet seit der vergangenen Eiszeit kaum verändert. „So war es eben auch noch im 14. Jahrhundert“, so Kronsbein. Teile der Moerse/Moersbach im Bereich der Hohenzollernstraße sind sogar noch auf Fotografien aus dem 20. Jahrhundert zu sehen. Die Krefelder fuhren dort im Sommer mit Kähnen, im Winter liefen sie Schlittschuh auf den zugefrorenen Flächen. Diese Weiher und Wasserverläufe sind längst zugeschüttet und höchstens als kleine Senken auf dem Grünstreifen der Hohenzollernallee zu erahnen. Das alles lässt sich natürlich nicht renaturieren, wie sehr man sich daran erfreuen könnte.

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