Jüdisches Leben in Krefeld

Das Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ erreicht am Samstag, 11. Dezember, seinen Höhepunkt. An diesem Tag vor 1.700 Jahren erließ Kaiser Konstantin ein Gesetz, das besagte, dass Juden städtische Ämter in den Kurien, den römischen Stadträten, bekleiden durften und sollten. Es ist das früheste schriftliche Zeugnis über jüdisches Leben in Mitteleuropa. Bundesweit werden an zahlreichen öffentlichen Einrichtungen anlässlich dieses Tages 1.700 Flaggen für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus gehisst. In Krefeld gibt es Flaggen ab Donnerstag, 9. Dezember am NS-Dokumentationszentrum an der Friedrich-Ebert-Straße.

Jüdisches Lebens in Krefeld lässt sich seit dem frühen 17. Jahrhundert nachweisen: In der kleinen „Herrlichkeit Krefeld“ wurde ein Einwohner jüdischen Glaubens erstmals 1617 erwähnt und 1685 waren es drei. 

Die Wurzeln der jüdischen Gemeinde in Krefeld gehen auf das 18. Jahrhundert zurück. Für das Jahr 1756 sind zehn Familien belegt, die sich ausschließlich vom Metzgerhandwerk ernährten. Trotz einer preußischen Einwohner-Reglementierung für Juden entwickelte sich eine kleine Gemeinde, die um 1780 etwa 70 Mitglieder zählte. Nachdem sie sich zum Gottesdienst zunächst in einem Privathaus trafen, konnte am 9. November 1764 ein aus eigenen Mittel erbautes Bethaus an der damaligen Juden-Kirch-Straße (heute Mennoniten-Kirch-Straße) eingeweiht werden. Die Umrisse des Gebäudes sind im Pflaster eingelassen (hinter dem Warenhaus Sinn). Eine Stadtansicht aus dem Jahr 1783, die dort auch auf der Tafel zu sehen ist, ist der einzige dokumentierte Bildnachweis des ersten Krefelder Bethauses.

Als die Gemeinde 1846 auf rund 350 Menschen angewachsen war, fiel der Entschluss, eine größere Synagoge an der Marktstraße Ecke Petersstraße zu bauen. Dieses Gotteshaus konnte 1853 eingeweiht werden. Bezogen auf das heutige Stadtgebiet hatte Krefeld rund 900 jüdische Einwohner und den damals noch selbststädigen Vororten (1864). 

Synagoge und die Bethäuser wurden in der Reichsprogromnacht am 9. November 1938 in Krefeld, Linn, Hüls und Uerdingen zerstört. Die Nationalsozialisten hatten sich von Wissenschaftlern bestätigen lassen, dass es unwertes Leben gäbe. Darauf  hin wurden die Nürnberger Rassengesetze erlassen, die Grundlage für die Verfolgung der Juden wurde. Der Mob nahm so etwas freudig auf. Und der 9. November 1938 markiert  den Beginn einer rücksichtslosen Verfolgung. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden etwa 750 Krefelder Juden ermordet oder kamen durch Verfolgungsmaßnahmen ums Leben. 

Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen jüdische Gemeindemitglieder für den Gottesdienst zunächst in einem Privathaus zusammen. Ab Dezember 1964 nutzten rund 130 einen Betsaal im Haus Rheinstraße 2. In den Jahren 1980/81 konnten an der Wiedstraße ein Betsaal und ein Versammlungsraum eingerichtet werden. An dieser Stelle wurde nach umfangreichen Umbauten 2008 die neue Synagoge eingeweiht. 

Zur jüdischen Gemeinde Krefeld, die sich geografisch entlang der Grenze zu den Niederlanden bis nach Kleve erstreckt, zählen heute mehr als 1.000 Menschen.

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