Wie bekommt man Jugendliche, die straffällig geworden sind, aus der Abwärtsspirale, die oft damit endet, dass die jungen Leute Intensivtäter werden und ihre Heimat das Gefängnis? Das nordrhein-westfälische Innenministerium hat dafür ein Programm aufgelegt, dass „Kurve kriegen“ heißt und in 23 Städten des Landes praktiziert wird. Jetzt kommen zwölf hinzu, darunter Krefeld.
Jugendlichen, die Gefahr laufen, Intensivtäter zu werden, soll ein Ausweg aufgezeigt werden. Angesiedelt ist das dafür entwickelte Programm bei der Ermittlungskommission „Jugend“ des Kriminalkommissariats 21. Dort arbeiten zwei Kriminalbeamtinnen, eine Heilpädagogin und eine Sozialwissenschaftlerin, die Jugendlichen helfen, ein ordentliches Leben zu führen.
Abgesehen von der sozialen Komponente des Programms gibt es auch einen wirtschaftlichen Hintergrund. Ein Intensivtäter – das haben die Statistiker ermittelt – kommt bis zu seinem 25. Lebensjahr im Schnitt auf 100 Opfer, die er bestiehlt, beraubt, verprügelt oder auf andere Weise schädigt. Dabei verursacht er rund 1,7 Millionen Euro an sozialen Folgekosten.
Auf den richtigen Weg gebracht werden sollen 8- bis 15jährige, es können aber auch auch 16- oder 17jährige aus. Neben strafrechtlichen Auffälligkeiten sind Lebensumstände der jungen Menschen, zum Beispiel häusliche Gewalt, soziale Vernachlässigung, Alkohol- oder Drogenprobleme Mobbing in der Schule, Risikofaktoren
Die Teilnahme an „Kurve kriegen“ ist freiwillig, bei der Initiative dabei auch das Jugendamt. Wer mitmacht, bekommt Lernhilfen, kann an Sprach- oder Sportkursen teilnehmen, aber auch die Eltern werden einbezogen mit Schulden- oder Erziehungsberatung.
Die Erfahrung der letzten zehn Jahre in anderen Städten zeigt: 40 Prozent der Absolventen, die kurz davor waren, Intensivtäter zu werden, begehen keine Straftaten mehr. Die anderen 60 Prozent begehen nur noch halb so viele Straftaten wie Jugendliche, die nicht am Programm teilnehmen.
Das Team in Krefeld hat am 1. Juli 2021 die Arbeit aufgenommen.