Alles Negative hat im Kern auch positive Aspekte. Diese alte Volksweisheit bewahrheitete sich wieder einmal an diesem Nachmittag. als im Krefelder Zoo der neue Bereich für Schimpansen, Gorillas und Schopfmangaben der Öffentlichkeit übergeben wurde, auch für Bally und Limbo. Sie haben nun ein Zuhause, wie es es zuvor nicht gab.
Rund sechs Jahre ist es her, dass in der Silvesternacht 2019/20 das Affenhaus bei einem Brand völlig zerstört wurde. Etwa 50 Tiere starben – ein Verlust, der hart traf und Teile der Stadtgesellschaft mitnahm und erboste. Wie konnte so etwas nur passieren? Nun ist etwas Neues entstanden, auch Dank von Millionen Euro. die dafür gespendet wurden.

Neben der Stadtverwaltung Krefeld, die schon kurz nach dem Brand die Zusage machte, einen Neubau des Affenhauses zu unterstützen, waren die Zoofreunde als Mitgesellschafter gefragt. Deren heutige Vorsitzende Yvonne Brandt soll bei der Eröffnungszeremonie gesagt haben: „Die Zoofreunde haben sich sofort eingesetzt, Ansprechpartner zu sein und die Hilfsbereitschaft der Menschen in die richtigen Bahnen zu lenken. Es war ein Herzenswunsch aller Beteiligten, dass es hier weitergeht mit der Arbeit. Wir werden mit unseren rund 6.500 Mitgliedern auch künftig weitersammeln, damit die noch folgenden Ausbaustufen des Artenschutzzentrums Affenpark Wirklichkeit werden.“
Bei der Eröffnung waren die beiden westafrikanischen Schimpansen Bally und Limbo, die einzigen Überlebenden des Brandes im Affenhaus, erstmals wieder zu sehen. Nach intensiven Überlegungen hatte sich der Zoo damals entschieden, die Tiere nicht in eine fremde Gruppe zu integrieren, sondern sie in ihrer vertrauten Umgebung bei ihren langjährigen Pflegern zu belassen. Seitdem lebten Bally und Limbo in einem nicht einsehbaren Bereich des Gorilla-Gartens, seit 2022 auch mit eigener Außenanlage. Im Menschenaffenwald haben die beiden nun ein neues Zuhause. Ihnen stehen eine abwechslungsreiche Außenanlage mit bis zu 14 m Höhe sowie mehrere Innenbereiche mit 8 m Höhe zur Verfügung. Die besonderen Höhenstrukturen sind für Menschenaffen, die ihren Lebensraum dreidimensional nutzen, von großer Bedeutung. Die Außenanlage ist vielfältig bepflanzt mit Hainbuchen, Linden, Trauer- und Kopfweiden. Der größte Baum misst 7 m und wiegt rund 3 Tonnen. Kopfweiden dienen dabei nicht nur als Blickfang, sondern auch als Futterquelle. Zusätzlich sorgen Sträucher wie Haselnuss und Johannisbeere für einen „Naschgarten“, während Ölweiden und Buchen Struktur sowie Versteckmöglichkeiten schaffen. Als Highlight steht ein künstlicher Termitenhügel bereit, an dem Schimpansen ihre Geschicklichkeit beim Futterangeln ausprobieren. Neben Bally und Limbo leben auch die jungen Gorillas aus der Familie von Silberrücken Kidogo im Menschenaffenwald. Wie in der Natur üblich, verlassen die heranwachsenden Söhne, die sogenannten Schwarzrücken, nach und nach die Familie. Für sie wurde ein eigener „Bachelorbereich“ mit mehreren Innenanlagen und einer Außenanlage geschaffen. Der Prozess von Abnabelung und Abwanderung wird wissenschaftlich begleitet und erstmals in einem Zoo dokumentiert. Zur Eröffnung ziehen außerdem zwei weibliche Schopfmangaben ein, eine bedrohte Affenart, die neu im Zoo Krefeld ist.
Und das alles ist erst der Anfang eines Artenschutzzentrums in Krefeld. Der Menschenaffenwald ist die erste von drei geplanten Anlagen die in den kommenden Jahren im Zoo Krefeld entstehen werden. Im zweiten Schritt wird ein Haus für Orang-Utans gebaut. Die Planungen dafür sind abschlossen, der Bauantrag eingereicht. Mit einem weiteren Bau für Schimpansen soll das Großprojekt fertiggestellt werden.
Nach der offiziellen Eröffnung konnten von Freitag bis Sonntag erstmals Zoo-Besucher die neue Anlage erkunden und sich ein Bild machen. An Entdeckerständen gab es z.B. Informationen über Verhalten, Intelligenz und Schutz von Menschenaffen.
Das Zwölf-Millionen-Euro-Projekt „Menschenaffenwald“ markiert den ersten Bauabschnitt des Artenschutzzentrums. Rund 20.000 Leute haben das Projekt unterstützt, auch Erbschaften erhielt das Projekt. Allein die Stadt gibt rund € 25 Millionen für das Gesamtprojekt.