Die Villa Merländer, in der sich bekanntlich das NS Dokumentationszentrum der Stadt Krefeld befindet, war Ziel einer Exkursion junger Leute von der Realschule Horkesgath gemeinsam mit denen ihrer neuen Partnerschulen aus Dünkirchen. Die Kooperation hatte sich vor eineinhalb Jahren ergeben. Zum ersten Mal sind sich nun Schüler der neunten und zehnten Klassen begegnet.
Der Besuch in der Villa, die ja besonders schandbar mit den Gräueltaten der Judenverfolgung in Verbindung steht, kam nicht von ungefähr, denn die Schüler des Collège Jean Zay und des Collège Anne Frank in Dünkirchen behandeln im Unterricht derzeit deutsche Geschichte. Und die ist ja untrennbar mit dem verbunden, was Menschen jüdischer Herkunft im Dritten Reich angetan wurde. Zwei Führungen zum Leben Richard Merländers und zur Kunst Heinrich Campendonks vertieften den Exkurs, der auch den Besuch von „Stolpersteinen“ vorsah, bekanntlich ein Projekt, bei dem in Metall gefasste Steine in den Bürgersteig eingelassen werden, die an Menschen erinnern, die dem Rassenwahn zum Opfer fielen.
Der Wunsch nach einer Schulpartnerschaft bestand schon länger an der Realschule Horkesgath. Deshalb machte sich die Französisch-Fachschaft vor rund eineinhalb Jahren über das Deutsch-Französische Jugendwerk (DFJW) auf die Suche nach passenden Schulen. Dass mit dem Collège Jean Zay und des Collège Anne Frank (aus Grand-Synthe bei Dünkirchen) zeitgleich auch zwei Dünkirchener Schulen auf dieser Plattform Ausschau hielten, war purer Zufall. So aber entstand zwischen den Schulen beider Partnerstädte schnell ein erster Kontakt, die Schüler aus beiden Ländern stellten sich in kurzen Videos vor. „So eine Schulpartnerschaft ist vor allem für die Schülermotivation und das Interesse am Land und Dünkirchen wichtig“, sagt Silke Müller, Französisch-Lehrerin an der Realschule Horkesgath. Nun kam es zum lang geplanten ersten Treffen, zu dem 21 junge französische Leute nach Krefeld kamen
Am ersten Tag inspizierten die Schüler zunächst gemeinsam Köln und lernten sich dabei gegenseitig besser kennen. Tags darauf trafen sie sich zum gemeinsamen Unterricht an der Realschule, ehe es in die Villa Merländer ging. Danach erkundeten die Jugendlichen noch die Krefelder Innenstadt. Abgerundet wurde der Drei-Tages-Besuch mit einem Abschlussfrühstück. „Es hat alles super geklappt. Die Stimmung war bei allen Beteiligten sehr gut, und für beide Seiten steht fest, dass wir uns nun regelmäßig gegenseitig besuchen wollen“, wird Silke Müller zitiert. Im nächsten Schuljahr wollen die Krefelder dann nach Dünkirchen reisen.
Französisch bietet die Realschule Horkesgath ab der siebten Klasse als zweite Fremdsprache an. Schon in der sechsten Klasse lernen die Kinder ein halbes Jahr Französisch und ein halbes Jahr Niederländisch. Die Kooperation dieser Realschule ist schon die dritte Schulpartnerschaft zwischen Krefelder und Dünkirchener Schulen. Vorher sind Verbindungen eingegangen worden zwischen der Marienschule und dem Collège Guilleminot sowie dem Berufskolleg Vera Beckers und dem Lycée de l’Île Jeanty.