Das Museum Burg Linn meldet zwei Ankäufe, die das Renommee erheblich aufwerten. Es ist gelungen, für verhältnismä0ig kleines Geld, einen originalen Jagddegen des Kölner Erzbischofs Clemens August (1700-1761, Kurfürst seit 1723) zu erwerben und einen sogenannten Unterdeiching, einen Beinpanzer samt Panzerschuh aus der damaligen kaiserlichen Waffenschmiede in Innsbruck, Mehrwert für Burg Linn.
Der Landesherr Clemens August gilt als eine der schillerndsten Persönlichkeiten in der Geschichte des geistlichen Fürstentums. Von seinen Aufgaben und Pflichten hielt sich der Erzbischof aus dem Haus der Wittelsbacher jedoch gerne fern. Sein Lebensstil entsprach dem eines weltlichen Fürsten mit allem Luxus und Prunk – und er liebte die Jagd, besonders in den Wäldern um Burg Linn. Museumsleiter Dr. Boris Burandt präsentierte nun Degen und Beinpanzer. Ab sofort wird der Degen im Jagdschloss des Museums vis-a-vis eines Clemens-August-Porträts ausgestellt. Zum Beinpanzer gibt es im Haus noch einen für den Arm, der derzeit restauriert wird. Dann werden beide in der Dauerausstellung der Burg Linn präsentiert. „Der Panzer lässt sich auch in der Museumspädagogik sehr gut einsetzen“, wird Burandt zitiert. Denn damit wird eine der oft gestellten Fragen lbeantwortet: Wie bewegten sich eigentlich Ritter in und mit ihrer Rüstung?

Die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen habe den Degen des Wittelsbachers als Teil dessen Nachlasses aufbewahrt, berichtet der Museumsleiter. Sie gaben ihn in jüngster Vergangenheit aus ihrem Bestand in das Auktionshaus Hermann Historica in München zur Versteigerung. „So haben wir klar nachweisen können, dass er von Clemens August ist“, so Burandt. Bei der Auktion fand sich jedoch kein Käufer, so dass das historische Objekt in den sogenannten Nachverkauf kam. „Solche Objekte sind nicht oft auf dem Markt“, erklärt Günther Busch, erster Vorsitzender der Freunde Museen Burg Linn. Dass ein originales Objekt des Kurfürsten in das Linner Museum gehört, stand dann fest. „Ich freue mich, dass wir solche Dinge finanzieren können“, sagt Busch. Der Erwerb samt Gebühren und Transport kostete lediglich € 1.200,-. Der Jagddegen wurde im spanischen Toledo angefertigt. Die reichlich verzierte Waffe, unter anderem mit Jagdmotiven samt einem grün gefärbten Griff aus dem Horn eines Narwals, stammt aus dem 18. Jahrhundert. Der Degen diente dem Kurfürsten seinerzeit wohl nicht nur zum Repräsentieren. Eine zeitgenössische Abbildung von Clemens August samt dieser Stichwaffe ist leider nicht bekannt.
Das ausladende Repräsentationsbedürfnis von Clemens August äußerte sich in seinem großen Hofstaat, rauschenden Festen und Jagdgesellschaften. Weltliche Angelegenheiten seines geistlichen Amtes blieben ihm aber fremd und lästig. Clemens August war kein Staatsmann, sondern eine geschickt installierte Marionette seines Vaters Maximilian II. Emanuel von Bayern für das europäische Ränkespiel. Sinnbild des Kurkölner Luxus ist das inzwischen zum Weltkulturerbe gekürte Schloss Augustusburg bei Brühl, wo – so erzählt man sich – Ausgewählte als Belohnung zum „Augenschmaus“ von einer Galerie aus ihn und seine Gäste beim stundenlangen Speisen beobachten durften. Der reiselustige Sonnenkönig vom Rhein ließ zudem gerne anspannen, um seine Länder zu besuchen. Zwei kleine schwarze Kreuze im Krefelder Stadtwappen erinnern noch heute an die einstige Zugehörigkeit Linns und Uerdingens zu Kurköln.
Nachdem Burg in Linn durch Kriegsfolgen und andere Schäden unbewohnbar geworden war, ließ Clemens August 1740 in der Vorburg das heute sogenannte Jagdschloss errichten. In den Wäldern rings um Linn stellte der Wittelsbacher in jedem Jahr für einige Tage Rehen, Hirschen, Sauen und auch Wölfen nach. Dann erklangen die Jagdhörner in den hiesigen Wäldern. An der Spitze der bunten Gesellschaft die Hunde und daselbst der Landesherr – vielleicht auch mit seinem Jagddegen.
Der Beinpanzer für Jäger stammt aus dem Jahr 1520. „Unsere Sammlung ist zwar umfangreich, aber das eine oder andere Referenzstück fehlt uns dann doch. Wir haben zum Beispiel nur wenige originale Rüstungsteile aus dem Mittelalter“, erklärt Burandt. Und strenggenommen handelt es sich bei dem Panzer bereits um ein Objekt aus der Frühen Neuzeit (1500 – circa 1789). Das Stück wurde auch im Nachkauf einer Münchner Auktionshauses angeboten. Mit allen Nebenkosten haben die Freunde der Museen Burg Linn € 1.000, für den Ankauf asugegeben. „Ich bin sehr froh, dass wir solche Dinge für das Museum finanzieren können“, erklärt Vereinsvorsitzender Günther Busch.
Der Unterdeiching ist aus Eisen gefertigt. Er sollte den Unterschenkel seines Trägers schützen. Die Oberfläche ist brüniert, eine Form der Veredelung und des Korrosionsschutzes. Der Beinpanzer wurde mit einem Riefenmuster auf dem Fuß verziert. Wegen seiner runden Fußkappe wird der Panzer auch „Kuhmaul“ genannt. Statt einer Sohle ist er unten offen. Er wiegt rund 1,2 kg Kilogramm. Gleichzeitig ist der Unterdeiching sehr beweglich. Diese Funktion, so der Museumsleiter, sei auf Anregung vom Kaiser des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation, Maximilian (1459-1519), dem Sohn Friedrich III entwickelt worden. Der Monarch war ein begeisterter Jäger. Und bei der Jagd diente der Beinpanzer wohl auch als Schutz für einen Berittenen, z.B. bei Wildschweinen-Übergriffen. „Es ist in erster Linie eine Sportausstattung“, so Burandt. Und die Jadg war damals Sport
Wer noch mehr wissen will, dem steht www.museumburglinn.de zur Verfüging. Übrigens Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre haben kostenfreien Eintritt in das Museum Burg Linn und das Archäologische Museum Krefeld.