Im Jahr 2023 haben 9,3 % der Jugendlichen, die in Krefeld eine Schule besuchen, diese ohne Abschluss verlassen. Die Zahl liegt, wenn man sie mit denen vergleicht, die in NRW erhoben werden, überdurchschnittlich hoch. Eine Ursache für diese Quote sind Schüler, die über einen längeren Zeitraum nicht am Unterricht teilnehmen, also die Schule schwänzen, wie es der Volksmund ausdrückt. Das hat sehr unterschiedliche Ursachen, denen zunächst einmal auf den Grund gegangen werden muss. Die Auswirkungen sind allerdings gravierend, und die Folgen werden nicht bedacht oder als nicht für die betroffene Person anwendbar. Für die Gesellschaft ist solches Verhalten auch nicht akzeptabel. Nun hat das in der Stadtverwaltung dafür zuständige Ressort ein Handlungskonzept „Schulabsentismus“ vorgelegt, das als struktureller Hilfsleitfaden für Lehrer und andere pädagogische Fachkräfte aller Schulformen dienen soll. Das übergeordnete Ziel ist es, die Schulabschlussquote dauerhaft – wieder – zu erhöhen.
Die Stadtverwaltung möchte gefährdete Schüler frühzeitig identifizieren, Bildungsbiografien unterstützen und Kinder und Jugendliche, die keine Lust haben am Unterricht teilzunehmen wieder ins Regelsystem führen. Das 35seitige Papier bildet hierfür präventive wie interventive Maßnahmen sowie zieloptimierte Handlungsmöglichkeiten ab. Darüber hinaus schafft es einen umfassenden Rundumblick über das Krefelder Hilfesystem. In der gemeinsamen Sitzung des Ausschusses für Schule und Weiterbildung sowie des Jugendhilfeausschusses am Dienstag, 26. November, stellt die Verwaltung das Handlungskonzept vor.
Das Handlungskonzept untergliedert sich in verschiedene Themengebiete. Neben den Ursachen und Auswirkungen von Schulabsentismus geht es auf Frühwarnzeichen, präventive Maßnahmen sowie schulinterne wie -externe Handlungsmöglichkeiten ein. Darüber hinaus listet das Konzept bereits bestehende Netzwerkpartner, Angebote und Unterstützungsstrukturen auf. Darunter fällt zum Beispiel die Clearingstelle Schulabsentismus. Sie bildet seit 2022 einen Zusammenschluss aus mehreren städtischen Fachbereichen und der Ambulanz und Tagesklinik Krefeld der LVR-Klinik Viersen. Bei Fällen von Schulabsentismus unterstützt die Clearingstelle betroffene Familien unbürokratisch und schnell mit einer individuellen Beratung.
Eine wesentliche Bedeutung nimmt auch die Kooperation zwischen Jugendhilfe und Schulen ein. Bei der Stadt Krefeld bietet die Kommunale Zentralstelle für Beschäftigungsförderung allen hiesigen Schulen eine Beratung zum Thema Schulabsentismus an. In einem gemeinsamen Prozess erstellt die Schule mit der kommunalen Schulsozialarbeit individuelle Konzepte. Sie definieren konkrete und auf die Schule abgestimmte Abläufe und Ansprechpersonen.
Stadtdirektor und Bildungsdezernent Markus Schön sagt: „Wer die Schule ohne Abschluss verlässt, hat es im weiteren Lebensverlauf enorm schwer, insbesondere beim Berufseinstieg. Schulabsentismus ist ein zentraler Risikofaktor für einen Schulabbruch. Dieser Umstand ist eine der größten Herausforderung der Krefelder Bildungslandschaft und verdient daher eine hohe Priorität. Das Handlungskonzept ist in diesem Prozess ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung mehr Bildungsgerechtigkeit und stellt eine solide Informations- wie Handlungsbasis dar.“