Experiment gelungen, Stadt ist bunter: Sieben Street-Art-Künstler haben mit Erlaubnis in den vergangenen Tagen Mauern, Wände und Freiflächen in der erweiterten Innenstadt mit Pinsel und Sprühdose bearbeitet. Entstanden sind sechs Wandgemälde, die ehemals triste graue Flächen in echte Hingucker verwandelten.
Die Palette reicht von abstrakten Mustern über realistische Darstellungen bis hin zu märchenhaften, fantastischen Motiven. „Diese Aktion zeigt, was Krefeld sein kann“, sagt Claire Neidhardt, Leiterin des Stadtmarketings. Sie lobt vor allem den Mut und die Experimentierfreude der Hauseigentümer: „Wir sind ja sehr viel auf privaten Flächen unterwegs. Ich bin froh, dass sich die Eigentümer darauf eingelassen haben, ihre Wände zur Verfügung zu stellen, obwohl sie vorher nicht wussten, welches Bild am Ende dort erscheinen wird.“
Diese kreative Freiheit ist fester Bestandteil des Projekts. Die lokalen und internationalen Künstler bekamen nahezu keine Vorgaben – lediglich extremistische oder allzu verstörende Inhalte waren untersagt.
Der spanische Künstler Javier Landa Blanco, der unter dem Künstlernamen Jabi Corte agiert, hat sich z.B. für ein Motiv mit zwei Astronauten entschieden, das nun die Seitenwand des ehemaligen Gebäudes der Wohnstätte an der Königstraße ziert. „Die Leute sollen nicht einfach vorbeilaufen, sondern genau hinschauen“, erklärt der Künstler. „Sie können das Motiv als Metapher lesen oder sich ihr eigenes kleines Abenteuer vorstellen.“ Jabi Corte selbst sieht in den Raumfahrern Abbilder seiner Tante und seines Onkels, die im vergangenen Jahr gestorben sind und nun auf die Erde und ihren Neffen herunterblicken. Unbewusst hat der Künstler damit auch eine visuelle Verbindung zu den Science-Fiction-Motiven geknüpft, die auf dem benachbarten Seidenweberhaus aufgemalt sind.
Die „Urban Art Gallery“ im Jahr des Stadtjubiläums „650 Jahre Krefeld“ ist die insgesamt fünfte Street-Art-Aktion, die das Stadtmarketing organisiert hat. Nach dem Krefelder Umweltzentrum („Wood Art Gallery“, 2015), dem Rheinufer („Rhine Side Gallery“, 2017), dem unterirdischen Bunker am Hauptbahnhof („Down Town Gallery“, 2019) und dem Seidenweberhaus („Silk City Gallery“, 2021) wandert das Projekt nun durch die gesamte Stadt. Im August sollen nochmals elf Künstler insgesamt sieben weitere Standorte gestalten. Parallel entsteht gegenüber vom Großmarkt ein Gemeinschaftswerk: „Wir wollen dort die unterschiedlichen Stile zusammenführen und ein Erkennungszeichen jedes Künstlers an zentraler Stelle verewigen“, sagt Claire Neidhardt, die das Street-Art-Projekt gemeinsam mit Melanie Stumpen aus ihrem Team organisiert hat.
Die künstlerische Gesamtleitung liegt beim Krefelder Kollektiv „betont.es“ mit Clemens Brück und Sebastian Saffenreuter. Sie haben die Kommunikation mit den Künstlern übernommen und für die Vielfalt und Qualität der ganz unterschiedlichen Handschriften gesorgt. „Street Art gehört zu einer modernen Stadt“, sagt Clemens Brück. „Diese Aktion küsst Krefeld wach, weil wir nach acht Jahren den Schritt vom lokal begrenzten Raum in die gesamte Stadt wagen.“
Bevor der erste Pinselstrich gesetzt werden konnte, war jedoch für das Stadtmarketing und die Kuratoren einiges an Organisationnötig: Neben Gesprächen mit den Eigentümern mussten Genehmigungen eingeholt werden. Mit Hilfe lokaler Partner wurden Hubwagen und Gerüste aufgestellt, denn ein Großteil der Arbeit erfolgte in luftiger Höhe . Zum Teil wurden auch ganze Straßen abgesperrt.
Die gestalteten Flächen befinden sich an der Ritters- 301, an der Schneider- 71, an der Königstraße 192a, an der Horkesgath 33, am Dampfmühlenweg 8 und an der Hardenbergstraße 19. Die gemeinsame Galerie entsteht gegenüber vom Großmarkt an der Oppumer Straße.
Die zweite Gruppe von Künstlern, die weitere Flächen gestaltet, wird vom 6. bis 11. August zu Gast in Krefeld sein.
Quelle, auch für die Fotos: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation