Josef – ein Mann aus unserer Zeit?

Ochs und Esel gehören zur Krippe wie Maria und Josef und der soeben geborene Sohn Gottes. Das ist das Bild, das wir uns von Weihnachten machen, das am 25. Dezember stattfindet, also morgen und in der gesamten Christenheit gefeiert wird. Nachdem nun Ochs und Esel in die Welt der Fabel verwiesen wurden, weil es die im Palästina der damaligen Zeit gar nicht gab, könnte man sich mit der gleichen Intensität Maria und Josef und dem Jesuskind zuwenden, mit dem gleichen Ergebnis? Wohl kaum. 

Ein Engel besucht Josef

Dabei ist die Person des Josef in diesem Bild eigentlich die schillerndste. Wer war Josef? Es gibt bekanntermaßen keine Schilderungen aus der Zeit als Maria seine Braut und später Ehefrau wurde. Also ist alles, was wir von ihm Wissen, etwas vom Hörensagen. Die wichtigste Quelle ist dasProtoevangelium des Jakobus, entstanden wohl um 150 heutiger Zeitrechnung. Es beschäftigt sich nicht, wie die anderen Evangelien, mit dem Leben Jesu, sondern mit dem von Maria, der Mutter Jesu und damit natürlicherweise mit ihrem Ehemann, danach ein älterer Wittwer, Bauhandwerker von Beruf, als ihm Maria anvertraut wurde, der Söhne aus seiner vorherigen Ehe hatte. Er ist dann der „Ziehvater“ oder „Nährvater“ Jesu, der seine Kindheit in Nazareth erlebt.

So ist Josef eine Gestalt, die in unsere Zeit passt, in der sich – jedenfalls im christlichen Abendland – die herkömmliche Familie auflöst. Es werden immer häufiger Verbindungen eingegangen, wo es die Blutsverwandtschaft nicht mehr gibt und Ziehväter die Aufgaben der Väter übernehmen.

Das wäre eigentlich ein Anknüpfungspunkt für die Kirchen. Doch die sind merkwürdig passiv, wie auch bei anderem. In der Coronazeit machten sie sich zum Büttel der Obrigkeit, die Distanz verordnete, die dann das Leid nur verschlimmerte. Die Kirchen leiden unter Auszehrung, weil sie die Bedürfnisse der Menschen nicht befriedigen, wenn man von anderen Misshelligkeiten einmal absieht. Dabei ist der vom Alltagsleben Gequälte auf seelischen Halt angewiesen, den der Glaube vermitteln kann. Warum machen die, die dafür zuständig sind, von diesem Faktum keinen Gebrauch?

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