Rusalka – Ein Psychodrama

Aus Christian Andersens Märchen, Jaroslav Kvapils‘ Libretto und mit der Musik von Antonín Dvořák hat das Theater Krefeld Mönchengladbach ein Psychodrama gemacht. Zur Aufführung kam es am gestrigen (15.03.20) Sonntagabend vor leerem Haus, aber sichtbar auf YouTube mit mehr als 500 Zuschauern, was für erfolgreiches Marketing spricht.

Dorothea Herbert, links im Bild und Eva Maria Günschmann, Fotos aus dem Programmheft

Fast wäre die mit beträchtlichem Aufwand zustande gekommene Uraufführung und vierte Inszenierung von Ansgar Weigner für das Gemeinschaftstheater dem Corona Virus zum Opfer gefallen, was jammerschade gewesen wäre, denn es hat schon erstaunt, was das Ensemble auf die Bühne brachte, sowohl in der Breite, wie auch in der Qualität.

Mit der Arie „Lied an den Mond“ haben sich schon Anna Netrebko und Renee Fleming profiliert und jetzt Dorothea Herbert, die seit Beginn der Spielzeit Mitglied des Ensembles ist.

Rusalka, eine Wassernixe, sehnt sich nach menschlicher Gestalt, denn sie hat sich in einen Prinzen verliebt. Der Preis für ihre Liebe ist hoch, da sie ihre Fähigkeit zu sprechen aufgeben muss und Gefahr läuft, verdammt zu sein und dem Geliebten den Tod zu bringen, wenn sie nicht sein Herz erringt. Die Nixe ist zu allem bereit, da sie überzeugt ist, durch ihre unermesslich große Liebe jeglichen bösen Zauber zu bannen.

Das Los einer verführerischen, jedoch seelenlosen Wassernymphe, die ihre Lebensumgebung verlässt, um Liebe bei den Menschen zu finden und dabei grandios scheitert, ist schon eine Inspiration an sich. Daraus kann man natürlich ein Psychodrama machen. Meister des Genres, wie Alfred Hitchcock, haben uns gezeigt, was dabei herauskommt und uns immer wieder ein den Bann gezogen und jetzt Ansgar Weigner.

Auch ihm gelingt es, Faszination zu erzeugen. Er hebt dafür das Libretto auf eine andere Ebene, zeigt wie Abhängigkeiten zwischen Mutter und Tochter entstehen, die beiden zum Verhängnis werden, wobei der schwächere Teil mehr leidet und schließlich untergeht. Er zeigt auch, wie Geschwisterliebe erkalten und in Ablehnung umschlagen kann, wie Worte prägen und Unterwürfigkeit erzeugen. Und, dass Väter doch der bessere Elternteil sind.

Dvořáks Oper live auf YouTube. Die mit dem Streamen beauftragte Firma hat so was wohl noch nicht allzu häufig gemacht. Der Ton war in den zwei ersten Akten zu leise, die Kameraführung sehr an das angelehnt, was der Zuschauer normalerweise ohne Opernglas mitbekommt. Da hätte man mehr draus machen können.

Gesungen wurde auf tschechisch, eine Sprache, die mehr Konsonanten als Vokale hat, etwas was schon vom Ansatz her äußerst schwierig ist. Inwieweit das gelungen ist, kann der Rezensent nicht beurteilen, da fehlt es an Kenntnissen dieser Sprache. Anzuhören und zu -sehen war das alles allerdings gut.

Bleibt noch zu hoffen, dass sich die Menschen gegen Corana immunisieren, und wir uns bald das Stück auf der Bühne ansehen können.

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