Wie das „aus Samt und Seide“ zustande kam

„Krefeld gewährt einen völlig anderen Anblick als die meisten Städte Deutschlands.  Durchgehend sieht man großen Wohlstand herrschen und bemerkt im ersten Augenblick, daß die Quelle dieses Wohlstandes Arbeitsamkeit und Kunstfleiß ist“, schildert in seinen Reiseberichten Wilhelm von Humboldt (1767-1835), der Juli 1789 die Familie von der Leyen besucht. „Die ganze Stadt nährt sich von Fabriken  und Handwerken. Der Ort soll siebentausend Einwohner haben. Die vorzüglichsten Fabriken sind die der von der Leyen“, so der Gelehrte, der damit zeigte, dass er auch ein Mensch war, unabhängig von seinen wissenschaftlichen Leistungen.

Unabhängig davon schildert von Humboldt eine Stadt in einer Blütezeite. Davon handelt die Ausstellung „Prestigesache – Bürgerlicher Kleiderluxus im 18. Jahrhundert“, die ab Sonntag, 5. November geöffnet ist. Das Deutsche Textilmuseum feiert so anlässlich des 650. Stadtjubiläums die textile DNA der Stadt aus Samt und Seide mit einer prächtigen Schau. Rund 100 Objekte, die fast ausschließlich aus dem eigenen Bestand stammen, haben die Kuratorinnen Dr. Isa Fleischmann-Heck und Dr. Anja Kregeloh assistiert von Silke Büchel zu einer Kollektion versammelt, die faszinieren soll.

Die Erfolgsgeschichte, welche auf die „Seidenbarone“ zurück geht, beginnt bereits im 17. Jahrhundert mit einer Flucht aus dem Bergischen Land. Damals forderte der  Herzog von Jülich-Berg die Menschen, die sich in seinem Herrschaftsbereich als Mennoniten bezeichneten, auf, sein Land zu verlassen. Einer von ihnen war Adolf von der Leyen. Als er 1656 nach Krefeld übersiedelte, brachte er den Handel mit Seidenwaren und die Kenntnis deren Herstellung mit. Zusammen mit seinen Söhnen agierte er als Kaufmann und Händler für allerlei Waren. Sie kauften z.B. in Frankfurt/M. und später in Zürich Rohseide für die weitere Verarbeitung oder den Handel ein. In Frankfurt/M. und Köln ließen sie die Seide färben.

In den Jahren ab 1690 begannen die von der Leyens wohl mit der Produktion von eigenen Seidenwaren. Die Söhne von Wilhelm von der Leyen führten das Familienunternehmen dann zu Weltruf und Krefeld als Samt- und Seidenstadt berühmt.

Das Deutsche Textilmuseum Krefeld präsentiert nun in „Prestigesache – Bürgerlicher Kleiderluxus im 18. Jahrhundert“ seidene Kleidungsstücke, Gewebe und Accessoires des 18. Jahrhunderts aus eigener Sammlung, ergänzt durch zeitgenössische Gemälde und andere Bildwerke. Die Ausstellung zeigt nicht nur die Vielfalt der seidenen Produkte, sondern beleuchtet auch ihre Bedeutung als Luxusgüter und Statussymbole im 18. Jahrhundert. Sie verdeutlicht die Codes, die in dieser Zeit den Aufstieg in der Gesellschaft beeinflussten.

Die Ausstellung illustriert Themen, die für den gesellschaftlichen Wandel in der frühen Neuzeit hin zur modebewussten Konsumgesellschaft um 1800 charakteristisch waren. Besondere Aufmerksamkeit gilt den Seidenverlegerfamilien von Krefeld des 18. und frühen 19. Jahrhunderts. Porträts, Textilien und Zeugnisse ihrer Handelstätigkeit bieten Einblicke in die Erfolgsgeschichte des Krefelder Seidengewerbes zwischen 1760 und 1830.

Erstmals werden in einem Teil der Ausstellung auch die mehrjährigen restauratorischen Arbeiten und was die hauseigenen Werkstatt so leistet deutlich. Neu sind zudem drei „Hörstationen“, die  über das Museum informieren und sich weiterführenden Inhalten der Ausstellung widmen, was dem Umstand geschuldet ist, dass Lesen größeren Teilen der Bevölkerung schon schwer fällt.

Zur Ausstellung wird noch ein Begleitband erscheinen, der ist dann für die anderen.

Leihgeber für die Ausstellung sind die Kunstmuseen Krefeld, das Museum Burg Linn und das Grafschafter Museum Moers. Die Ausstellung „Prestigesache“ des Deutschen Textilmuseums Krefeld endet am 16. Juni 2024.

Weitere Informationen und das Rahmenprogramm sind im Internet zu finden (www.deutschestextilmuseum.de). Für das Deutsche Textilmuseum gilt ab sofort eine geänderte Öffnungszeit. Das Haus am Andreasmarkt 8 hat dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Dies gilt bis zum 31. März 2024. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre haben kostenfreien Eintritt in die städtischen Krefelder Museen.
Quelle: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation

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