Weil es nicht mehr gelingt, genügend Elektrizität zu wettbewerbsfähigen Preisen für die Produktion zu erzeugen, sind die energieintensiven Industrie- und Gewerbezweige in Not. Während die Unternehmen die Produktion notfalls dorthin verlagern können, dorthin wo die Not nachlässt, werden Arbeitnehmer entlassen. Um dagegen zu protestieren, fanden sich nach Veranstalterangaben mehr als 2000 Beschäftige am Donnerstag, dem 9. November, vor dem Chempark in Krefeld-Uerdingen ein, um ihrer Forderung nach einem auf Zeit gefristeten „Brückenstrompreis“ für die hier ansässige, energieintensive Industrie Nachdruck zu verleihen. Rund 500 Auszubildende nahmen am Demonstrationszug teil, um Flagge für ihre Zukunft und ihre Arbeitsplätze zu zeigen. Auch Mitglieder der IG Metall und weiterer DGB-Gewerkschaften waren anwesend, um sich für diesen „Brückenstrompreis“ stark zu machen.
„Brückenstrompreis“ wird das genannt, weil man annimmt, der derzeitig hohe Preis für Elektrizität werde wieder verschwinden, wenn genügend „erneuerbare“ Energieträger vorhanden seien, die Strom im Überfluss produzieren und damit fossilie ersetzen, deren Verbrennung als schädlich für das Klima angesehen wird und deshalb eliminiert werden und das nach jetzigen Plänen schon vorzeitig, nämlich 2030.
„Unser aller Zukunft und der Wohlstand Deutschlands hängt davon ab, dass wir auf den internationalen Märkten bestehen können“, so wird Zafer Ates, Bezirksleiter des IGBCE-Bezirks Niederrein zitiert. „Der ‚Brückenstrompreis’ ist kein Allheilmittel für unsere kränkelnde Wirtschaft. Es ist Medizin in akuter Not, mehr nicht!“
Der Demonstrationszug begann am Ausbildungszentrum der Currenta und endete an Tor 1 des Chemparks. Hier versammelte man sich, um den Reden zu folgen. IGBCE-Landesbezirksleiter Frank Löllgen. „Notwendig ist jetzt, dass die Standorte in die klimagerechte Transformation und die Modernisierung investieren. Dafür braucht man aber wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen und ein klares Signal für den Standort – den ‚Brückenstrompreis’ als Sofortmaßnahme für Transformation.“ Auch Frank Meyer, Oberbürgermeister der Stadt Krefeld, war anwesend, um die Forderungen zu unterstützen.
Ob Zufall oder Absicht. Am gestrigen Donnerstag wurde allerdings in Berlin deutlich, die monatelangen Diskussionen um diesen „Industriestrompreis“ sind zu Ende. Es wird ihn so nicht geben.
Stattdessen hat sich die Ampelkoalition darauf verständigt, die Industrie durch eine Senkung der Stromsteuer zu entlasten. Diese soll für die Jahre 2024 und 2025 auf das europäische Minimum sinken. Statt 1,537 Cent je Kilowattstunde soll sie nur noch 0,05 Cent betragen. Diese Entlastung wird allerdings nur für Betriebe aus dem produzierenden Sektor erfolgen, Handel, Dienstleister, z.B. Hotellerie und Gastronomie sowie Privatkunden werden davon nicht profitieren. Was von den entfallenden 1,532 Cent je kwh bei der Industrie ankommt, wird sich erweisen.